Dauer-Stress Arbeit Nervensystem

Raus aus dem Dauer-Stress – Meine 15 besten Self-Care-Tipps für entspannteres Arbeiten

Ich sitze an meinem Schreibtisch mit einem Plan für den Tag: Fokussierte Arbeit. Doch vorher will ich noch ein ganz paar Kleinigkeiten erledigen, die mir im Kopf herumschwirren. Ich checke kurz meine Inbox, schaue kurz auf Facebook, ob mir die Kollegin aus den USA schon geantwortet hat – und scrolle doch ein paar Minuten länger und schaue, was so los ist. Schreibe hier einen Kommentar – ah, das wollte ich doch nicht, außerhalb meiner Facebook-Zeit – und like da ein lustiges Video. Dann schaue ich noch kurz in den Nachrichten, was es Neues gibt. Mein Telefon liegt neben mir, ah, da ist noch eine Nachricht von einer Freundin. Höre ich noch schnell.

Und bumms ist es elf Uhr und ich habe noch nichts fokussiert gearbeitet. Mein Herz rast. Ich hatte doch so einen guten Plan. Ob ich das jetzt noch schaffe? Ich schaue nochmal kurz in die Inbox: 20 neue Mails. Einige davon kann ich gleich beantworten. Ok, mach ich schnell. Aber aaah, ich wollte doch heute was ganz anderes machen – gleich. Meine Smartwatch surrt: Stresspegel 85: „hoch“. „Nimm Dir etwas Zeit zum tief Atmen“ steht auf dem Display. Na herzlichen Glückwunsch. Genau dazu habe ich doch jetzt gerade überhaupt gar keine Zeit!

Kennst Du solche Momente? Hast Du auch den Eindruck, dass Dein Stress in den letzten Monaten gestiegen ist? Einfach weil aus mehr Kanälen mehr Unterschiedliches kommt und Dein innerer Druck steigt?

Lass uns mal zusammen einmal ganz tief durchatmen – gerade, wenn wir denken, dass wir gerade dafür nun wirklich keine Zeit haben. In diesem Beitrag erfährst Du

  • was Stress ist und was wir unserem Körper damit zumuten
  • wo unsere Stress-Muster herkommen
  • welche zeitlichen, räumlichen, technischen und Strukturen mir ganz konkret und praktisch helfen, weniger Stress beim Arbeiten zu haben

 

Was Dauer-Stress mit uns macht

Unser Körper ist darauf ausgelegt, mit ein paar Stress-Momenten am Tag gut klarzukommen. Wenn der Ausnahmezustand jedoch länger als ein paar Minuten andauert und darauf keine Erholungsphase folgt, wird es kritisch für Körper und Geist: Die Stresshormone Cortisol und Adrenalin werden ausgeschüttet – Ersteres in hoher Dosierung Gift für unseren Körper, Letzteres eine Droge, die süchtig macht – wir kommen gar nicht mehr aus dem Stress-Modus heraus. Mit der Ausschüttung von beidem „leeren“ wir unsere „Batterien“, die Nebennieren, und riskieren damit Autoimmun-Krankheiten.

Auch, wenn Du denkst, Arbeit und Stress gehören zusammen wie das Om zum Yoga: Es geht auch anders. Du solltest sogar alles daransetzen, dass es anders wird! Deiner körperlichen und geistigen Gesundheit zuliebe – und nicht zuletzt Deinem Dharma und den Menschen zuliebe, die Sich schätzen.

 

Dauer-Stress ist nichts, worauf man stolz sein kann

Stress ist kein Ehren-Abzeichen. Obwohl so viele von uns in einer Kultur, einem Elternhaus oder an einem Arbeitsplatz sozialisiert worden sind, wo die, die am meisten „reißen“ und deshalb am meisten unter Strom stehen, die größten Helden sind. Oh Baby, that’s so yesterday!

Ich sage: Stress ist das neue Rauchen – Peinlich, wenn jemand nicht davon loskommt.

 

Wo Stress-Muster herkommen

Oft stecken Stressmuster sehr tief in uns. Ich habe selbst vor einiger Zeit bemerkt, wie ich beim Arbeiten in einem „Kriegszustand“ war, und in den Rechner hackte, als ginge es um Leben und Tod. Das war keine schöne Entdeckung. Und doch ein erster Schritt auf dem Weg in die Heilung.

Stress-Muster haben wir in unserer frühen Kindheit gelernt: Ich habe früh verstanden, dass ich dann wertvoll bin, wenn ich etwas leiste, wenn ich etwas tue. Wenn ich nichts tat, fühlte ich mich lange Zeit nicht sicher. In der Folge habe ich mir ein Leben kreiert, in dem ich zu so vielen Dingen, Projekten und Kooperationen zugesagt habe, dass ich nicht nur ständig beschäftigt bin, sondern auch – Überraschung! – nie fertig werde! Dass mein Kalender, mein Schreibtisch, mein Rechner und mein Projektmanagement-Tool ständig zu voll waren, lag vor allem an meinem inneren Setup. Ich hatte nicht gelernt, mir selbst oder anderen, die etwas von mir wollten, gesunde Grenzen zu setzen. Woher auch?

Das war eine bittere Erkenntnis und obwohl ich gedacht hatte, mit dem Thema schon „durch“ zu sein, half es nichts und es galt, in ganz kleinen Schritten neu zu lernen, den Kriegs- in einen Friedens-Zustand zu verwandeln. Immer und immer wieder. Das ist nicht in ein paar Tagen getan und ich bin immer noch täglich dran (Meine besten Tipps, um sofort aus akutem Stress ins Hier und Jetzt und in den Körper zu kommen, findest Du hier).

Mit „positiv denken“ oder „einfach mal entspannen“ ist es nämlich nicht getan. Wenn wir an der Art und Weise, wie wir arbeiten nicht Grundsätzliches ändern, ziehen uns unsere Gewohnheiten wieder zurück in die alten Strukturen.

 

Praktische Tools für den nachhaltigen Ausstieg aus dem Dauer-Stress

Ich möchte hier ein paar Tipps, Hacks und Gewohnheiten teilen, die für mich hilfreich waren und sind:

  1. Zeit ist relativ: Wenn wir schnell und flach atmen und viele Dinge gleichzeitig tun, steigt der Stress und die Zeit geht schnell vorbei. Wenn wir dagegen langsam atmen und dabei besonders den Ausatem verlängern, setzt der Parasympathikus – unser Entspannungsmodus – ein und wir haben alle Zeit der Welt. Gut, nicht unbegrenzt. Dafür kannst Du jedoch ein paar andere Dinge tun, die Dich dabei unterstützen, dass Stress gar nicht erst entsteht, sondern Du möglichst häufig und möglichst lange am Tag im Erholungs-Modus bist – in dem wir übrigens auch auf viel kreativere Lösungen und ganzheitlich gedachtere Ideen kommen. Es lohnt sich also doppelt und dreifach, Dich zu entspannen – gerade bei der Arbeit!
  2. In Zeitblöcken arbeiten.
  3. Ganze Tage bestimmten Tätigkeiten oder Projekten widmen (keine Aufmerksamkeit für Kleinkram an diesen Tagen).
  4. Einen Meal-Plan für die Woche machen und von etwas so viel kochen, dass Du zwei Tage hintereinander davon essen kannst.
  5. Essenszeiten festlegen und verlässlich einhalten, auch wenn eine Aufgabe noch nicht beendet ist.
  6. Die Oberflächen in Deinem Büro/Zuhause/Homeoffice frei halten.
  7. Tabs schließen!! Den Tag mit nicht nur ausgeschaltetem Rechner, sondern auch geschlossenen Programmen und einem leeren Desktop beenden.
  8. Schreibtisch aufräumen und ihn jeden Abend leer hinterlassen.
  9. Den Schreibtisch einmal in der Woche abstauben und Tastatur, Bildschirm, Maus etc. feucht wischen.
  10. Inbox aufräumen und jeden Tag (fast) oder mindestens einmal in der Woche ganz leer haben
  11. Newsletter abbestellen oder umleiten – mein bester Hack besteht darin, die Emails von Leuten, die mich interessieren, automatisch in einen Ordner zu senden, in den ich hineinschauen kann, wann es mir passt. So wird mein Arbeitstag nicht durch Kauf-Impulse unterbrochen. Ganz großer Gamechanger!
  12. Einen Autoresponder einrichten, der besagt, wann Du Emails beantwortest – vielleicht nur ein paarmal in der Woche? Wenn Du meinen sehen willst, schreib mir einfach eine Mail an marie@drmarieweitbrecht.com – gerne auch einfach mit dem Hinweis, dass Dich mein Autoresponder interessiert :-D
  13. Eine Smartwatch nutzen, die Deinen Stress- bzw. Entspannungspegel anzeigt. Ich habe die recht einfache Vivosmart 4 von Garmin (unbezahlte Werbung aus Überzeugung).
  14. Alte Projekte abschließen und die Materialien entsorgen oder archivieren. Alles, was an Plänen unabgeschlossen als Zettel oder Datei herumfliegt kostet Dich subtil Energie. Dein Unterbewusstsein kann dann loslassen, wenn Du die Papiere entsorgst!
  15. Offene „Loops“ mit anderen schließen: Jemand wartet seit ein paar Wochen auf eine Antwort? Du hast vor Jahren mal etwas ausgeliehen oder gar Schulden bei jemandem? Jemand hat noch etwas bei Dir gut und es sind Monate verstrichen seit Ihr in Kontakt wart? Geh diese Themen an – eines nach dem anderen. Mach Klarschiff und Dein Nervensystem kann sich entspannen.

 

Was davon kannst Du heute für Deine mentale Gesundheit und Deinen Körper umsetzen? Vielleicht einen kleinen Schritt?

 

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