Ist Kaffee im Ayurveda erlaubt?
In diesem Artikel erfährst Du
- warum Verzicht auf Kaffee Deinen Hormonhaushalt retten kann
- für wen Kaffee langfristig gut ist und für wen nicht
- wann und wie Du Kaffee so trinkst, dass er besonders verträglich ist
- welche Kaffee-Alternativen wirklich lecker sind
Ja, ich liebe Kaffee auch! Besonders leckeres, frischen Espresso mit Mandel- oder Hafermilch, mmmh! Doch Moment mal, Kaffee ist doch ungesund, oder?
Nun ja, sagt Ayurveda. Das Tolle an Ayurveda ist, dass es keine „Verbote“ gibt. Jedes – natürliche – Nahrungsmittel hat seinen Zeit und seinen Ort. Laut der alten indischen Lehre kann jede Substanz sowohl nähren, heilen oder schaden – je nach dem, wer sie wann und wie anwendet. Das gilt auch für den Kaffee.
Viele Menschen trinken Kaffee, ohne über die Effekte nachzudenken: Morgens als Ritual, das munter macht oder später am Tag, um wach zu bleiben und Energie zu haben. Alles verständlich! Nur, wie mit jeder Substanz, die einen starken Effekt auf unsere Doshas ausübt, gilt: Wenn der Körper ihr jeden Tag ausgesetzt ist, entstehen Imbalancen, gerade, wenn der Körper ohnehin schon Tendenzen in diese Richtung hat oder Jahreszeit und andere Faktoren diese Effekte verstärken.
Betrachten wir Kaffee also einmal aus Sicht der Ayurvedischen Lehre, um im Anschluss daran sagen zu können, für wen er wann förderlich oder zuträglich ist und wann und für wen nicht.
Kaffee aus Ayurveda-Sicht
Kaffee ist vor allem bitter und erhöht damit die Elemente Luft und Raum: das Vata Dosha. Zudem ist er sowohl scharf und steigert damit Luft und Feuer – also sowohl Vata als auch den Feuer-Teil von Pitta – als auch etwas sauer und erhöht damit Erde und Feuer, – also den Erd-Teil von Kapha und den Feuer-Teil von Pitta. Insgesamt hat er damit am wenigsten Auswirkungen auf Kapha und die stärkste Wirkung auf Vata.
Wichtig: Kaffee erhöht den Kortisol-Spiegel und löst eine Stress-Reaktion im Körper aus: Einen Effekt, den gerade Menschen, die ohnehin gestresst sind oder Nebennieren-Themen und Autoimmun-Krankheiten haben, gefährlich ist. Gerade auf Frauen hat Kaffee damit auch hormonelle Auswirkungen, die zu hohem Blutdruck, PMS, Flattrigkeit, Schlaflosigkeit und Gewichts-Zunahme führen können oder Gewichtsverlust trotz Sport und gesunder Ernährung stoppen. Hier gilt es also, sehr ehrlich zu sein und hier gegebenenfalls ganz drastisch mit Kaffee aufzuhören.
Wer kann Kaffee trinken?
Am ehesten Menschen mit Kapha-Konstitution: Sie kommen dadurch in Schwung, was Euch gut tut. Pitta-Menschen, oder Menschen mit Pitta-Imbalancen wie Akne, Schilddrüsen-Themen, Stress und Überanstrengung, die ohnehin schon viel Feuer in sich haben müssen aufpassen, dass sie nicht überhitzen. Sobald der Stuhl lose wird, ist das ein deutliches Zeichen für zu viel Hitze im Körper und Kaffee reduzieren hilft sehr.
Menschen mit viel Vata in ihrer Konstitution oder ohnehin bereits Vata-Ungleichgewicht wie Nervosität, Angstzustände oder Autoimmun-Krankheiten, kicken sich mit Kaffee am ehesten aus dem Gleichgewicht. Gerade, wenn Du bereits Verstopfung oder unregelmäßigen Stuhlgang hast, trocknet Kaffee Deinen Darm langfristig noch mehr aus – auch, wenn er zunächst die Entleerung fördert. Auch auf Menschen in der Vata-Phase des Lebens, ab ca. 50, wirkt Kaffee allgemein eher austrocknend und destablisierend als auf jüngere Menschen.
Insgesamt gilt der Geschmackstest: Wenn Dein Körper Kaffee mag – Achtung, OHNE den Geschmack durch Milch/Pflanzenmilch oder Zucker zu verändern – go for it, in Maßen. Wenn Du Kaffee nur gesüßt und mit einer süßen Flüssigkeit verdünnt trinken kannst, ist das ein Zeichen dass die Substanz Dir langfristig nicht guttut. Sorry! Wenn Du wirklich auf Deinen Körper hören möchtest, nimm ihn hier ernst. Für Dich ist besonders der untere Absatz über Kaffee-Alternativen interessant. Es kann gut sein, dass Du Dich mit den anderen Getränken um Längen besser fühlst und nichts vermisst.
Wann kann ich am ehesten Kaffee trinken?
Aus Ayurvedischer Sicht ist es am ehesten sinnvoll, Kaffee in der Kapha-Zeit zu trinken (hört man ja schon am Namen, oder? :-), also morgens zwischen 6 und 10 Uhr. Vor 6, in der ätherischen Vata-Zeit macht er zusätzlich flattrig, nach 10, in der Pitta-Zeit doppelt sich hier der Hitze-Effekt. Das gleiche gilt für die Jahreszeiten: Am ehesten in der Kapha-Jahreszeit, also dem späten Winter und Frühling. Ab Frühsommer kann die erhitzende Wirkung zu viel sein, ab Herbst bis in den frühen Winter (Vata-Zeit) die austrocknende.
Also: Je mehr Vata Du in Deiner Konstitution hast, desto eher lohnt es sich, gerade im Herbst darauf zu verzichten. Hast Du besonders viel Pitta, reduziere besonders im Sommer und nach 10 Uhr morgens.
Welchen Kaffee und wie mache ich ihn verträglich?
Da Kaffee vielerorts nach wie vor mit Pestiziden gespritzt wird, die besonders bei Frauen direkt in die Reproduktionsorgane gelangen, ist es unbedingt ratsam, nur Bio-Kaffee zu trinken und den Finger von Tankstellen-Espresso etc. zu lassen. Zudem ist es ratsam, Espresso mit „Crema“ zu trinken oder den Kaffee mit einer „French Press“ zuzubereiten anstatt ihn durch einen Papierfilter laufen zu lassen, denn dabei verliert der Kaffee seine wertvollen ätherischen Öle, die auch die gesunden Antioxidantien enthalten. Wenn Du Kaffee mit Fett wie Ghee, Butter oder Kokosöl trinkst, fällt die Kortisol-Ausschüttung viel geringer aus und das Getränk ist gesünder für Nervensystem und Hormonhaushalt.
Wie gewöhne ich mir Kaffee ab?
Entkoffeinierter Kaffee hat zwar eine weniger starke, dennoch dieselbe Wirkung wie „richtiger“ Kaffee: Er trocknet aus und erhitzt – und wirkt auch ähnlich aufs Hormon-System. Das gilt es zu bedenken.
Ein „Ausstieg“ funktioniert gut mit zur Hälfte Decaf, zur Hälfte echtem Kaffee, mit zunehmend weniger von Letzterem und schließlich – oder gleich – Umstieg auf grünen Tee. Der enthält zwar auch Koffein, jedoch strengt er das Nervensystem nicht so an und hat daher keine bis kaum hormonelle Nebenwirkungen.
Ich brauche ein leckeres Morgengetränk. Was gibt es für Alternativen?
Ich liebe hochwertigen Matcha-Tee mit Pflanzenmilch und mag den inzwischen lieber als Kaffee. Des Weiteren gibt es leckere Lupinen- und andere Getreidekaffees, die Du mit Gewürzen (im Sommer Kardamom, bei Kälte noch Zimt und Ingwer dazu) pumpen kannst. Auch Kakao mit etwas Kaffee oder Kakao mit Guarana kann zum Ausstieg gut funktionieren. Lecker und gesund sind auch Getreidekaffee-Mischungen mit nervenstärkenden Adaptogenen wie Reishi, Chaga, Ashwagandha und/oder Shatavari – ich mische mir die selbst. Großartig ist auch Yogitee, der mit seiner besonderen Gewürzmischung sehr klärend wirkt.
Mir ist immer ein Fett-Anteil wichtig, weil mir das schmeckt und Energie gibt: Ich liebe Kakao mit Kokosöl und Bullet-Proof-Grüntee. Für Letzteren einfach etwas Butter oder Ghee mit einer Tasse frischem Grüntee (gern auch mit etwas Tulsi-Tee dazu) mischen, dazu ein paar saisonale Gewürze, ab in den Standmixer Mixer damit – mit dem Pürierst geht’s auch – und fertig ist das Getränk mit Cappuccino-gleicher Schaum-Haube. Denn ohne die macht es ja gar keinen Spaß, oder?
Jetzt hast Du gelernt, wie unterschiedlich Kaffee auf Menschen wirken kann und – Hand aufs Herz – bestimmt weißt Du schon, ob Dir das braune Gesöff wirklich und langfristig gut tut oder ob Du besser damit fährst, es wieder in die Schranken der gelegentlich – und zur richtigen Tageszeit – genossenen Genussmittel zu verweisen. Du weißt nun, was auf dem Spiel steht und hast Ideen für einige wohlschmeckende und vor allem viel wohltuendere Alternativen.
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