Kalte Duschen für Vata-Typen – ein Tabubruch?

Im klassischen Ayurveda – das ich gelernt habe – wird insgesamt von kalten Duschen abgeraten. Außer, man befindet sich in der heißen Jahreszeit und ist ein „heißer“ Körpertyp (Pitta). Zart gebauteren Menschen mit Vata-Konstitution – wie mir – wird davon explizit abgeraten. Wie es dazu kam, dass ich als Fata-Typ jetzt im tiefsten Winter morgens auf meine eiskalte Dusche nicht mehr verzichten möchte, erfährst Du in diesem Beitrag.

Lies hier

  • Was kalte Duschen für das Nervensystem tun
  • Wie kalte Duschen Dir auf Deinem persönlichen Entwicklungsweg helfen können
  • Wie Du auch mit zarterem Körperbau kalte Duschen für Dich verträglich machst

Kalte Duschen sind ungemütlich, keine Frage. Finde ich auch. Allerdings kannst Du es dir damit zur Gewohnheit machen, Dinge zu tun, die nicht bequem sind.

Doch der Reihe nach.

Was passiert eigentlich bei einer kalten Dusche?

Wenn Du Deinen Körper kaltem Wasser aussetzt, ziehen sich die Kapillaren zusammen und die gesamte Körperwärme wandert nach Innen, um dort die Organe warm zu halten. Sobald Du aus der Dusche kommst, breitet sich die Wärme wieder im ganzen Körper aus, sodass Dir mollig warm wird. Der „Ich bin in Lebensgefahr“-Reflex, den Du hast, wenn Du eiskaltes Wasser spürst, ist real. Nur: Das hier kannst Du gut überleben und es ist sogar sehr förderlich für Dein Immunsystem, Deine körperliche und geistige Kraft – sofern Du ein paar Punkte bedenkst.

Die Benefits von kalten Duschen

  • Verjüngung: Die Haut bleibt straff und strahlend.
  • Da der Körper Energie nach innen zieht, läuft die Verdauung stärker
  • Entzündungen heilen schneller ab (bei mir inzwischen in Rekord-Tempo, wie ich es noch nie erlebt habe)
  • Ein stärkeres Immunsystem: Mehr weiße Blutkörperchen aufgrund des aktivierten Verdauungssystems.
  • Du bist wacher: Du atmest tiefer, bist geistig klarer und kannst Dich besser konzentrieren. Das wirkt den ganzen Tag lang.
  • Weniger Stress: Dadurch, dass Du Dein System einmal am Tag bewusst Stress aussetzt und darin Deine Widerstandskraft trainierst, kann Dein Nervensystem tagsüber mit Stress-Triggern besser umgehen. Du bleibst im wahrsten Sinne des Wortes cooler, was auch immer passiert. Ich merke das sehr bei plötzlichen lauten Geräuschen, die mich früher viel stärker „in die Knochen gefahren“ sind.
  • Du stärkst Deine Willenskraft: „Hey, ich kann kalte Duschen aushalten, dann kann ich noch ganz andere Sachen machen.“ Dein Selbstvertrauen wächst, und zwar mit Recht, Du kannst nämlich wirklich mehr Dinge angehen und durch Hindernisse hindurchgehen, vor denen Du früher zurückgeschreckt wärest.

 

Wichtig: Die richtige Atem-Technik

Das kalte Wasser bedeutet Stress für den Körper. Wenn Du das im Vorhinein weißt, kannst Du mit Deiner Atmung entgegenwirken: Atme lang und tief, sodass Dein System gar nicht erst in den Stress-Modus kommt. Am besten beginnst Du vor der Dusche mit langer, tiefer Atmung durch die Nase. Das kannst Du bis zu einer Minute machen, um Dein Nervensystem zu beruhigen. Sobald Du im kalten Wasser bist, atme weiterhin durch die Nase ein und durch den Mund aus. Ich forme meinen Mund, als würde ich Pfeifen, damit ich das nicht vergesse. Dann kommt ein Ton wie „huuuuu“ heraus. Manchmal pfeife ich auch, mein Mann lacht sich kaputt darüber. Gute – und noch komplexere Anleitungen zum Atmen gibt es beim König der Eisbäder, Wim Hof.

 

Übe, Dich im Unbequemen zu entspannen

Die kalte Dusche ist meine erste Yoga-Übung des Tages. Ich ziehe meinen Geist nach Innen und trainiere damit, dass mir, was auch immer auch im Außen ist, im Kern nichts anhaben kann. Wenn ich rauskomme, fühle ich mich extrem wach, stark und Herausforderungen gewachsen. Ich merke den Unterschied sehr an Tagen, an denen ich nur warm dusche: Da fühle ich mich viel verletzlicher und auch träger. Ich habe weniger Antrieb, schwere Aufgaben und Themen anzugehen. Kalte Duschen sind „[v]ielleicht die Initialzündung auf dem Weg zu Ihrem Selbst“ schreibt Richard Sant Subagh Singh in seinem sehr empfehlenswerten Buch über die kalte Duschen als Teil des eigenen Praxis-Wegs.

Was muss ich als Vata bei kalten Duschen beachten?

Ich kenne ein paar – zugegeben wenige – Menschen mit Vata-Konstitution, die täglich kalt duschen und die damit sehr in ihrer Mitte bleiben. Für mich war der Einstieg in kalte Duschen nicht leicht – und ich habe auch Fehler gemacht, die ich Dir ersparen möchte:

  • Heize das Badezimmer ein.
  • Spiele Musik, die Dir gute Laune macht. Vielleicht sogar ein Mantra zum Mitsingen, das lenkt ab.
  • Öle Dich vorher mit warmem Öl ein und mache, wenn Du Zeit hast, eine komplette Ölmassage.
  • Fang langsam an und verlange Dir nicht ab, von einem Tag auf den anderen täglich kalt zu duschen.
  • Beginne damit, einfach nur die Füße und Hände unters kalte Wasser zu halten.
  • Dann bleib 30 Sekunden unter dem Strahl. Arbeite dich langsam auf 2 Minuten kalte Dusche hoch.
  • Wenn Du wenig Körperfett hast, und reibe den Körper stark, während Du unter dem kalten Wasser stehst.
  • Dusche nicht so lange, dass Dir danach nicht schnell wieder warm wird.
  • Rubbel‘ Dich danach mit einem alten Handtuch warm und pack Dich schön warm ein.
  • Trinke den Tag über warmes Wasser oder wärmende Kräutertees, besonders in der kalten Jahreszeit.
  • Iss den Tag über warme und tief nährende Gerichte, besonders im Winter.

Lass die kalte Dusche lieber weg, wenn Du Dich bereits in Imbalance fühlst, Dir zu kalt ist, Du Dich ängstlich oder überfordert fühlst. In einem solchen Zustand kann das kalte Wasser Dich noch tiefer ins Ungleichgewicht bringen. Als Mittelweg kannst Du auch einfach warm duschen und am Ende kurz auf kalt stellen. So sagen es klassische Ayurveda-Experten. Und das ist eine gute Richtlinie.

Mein wichtigster Tipp für Vatas: Nicht „blind“ mit den kalten Duschen loslegen, sondern sehr genau und ehrlich darauf achten, wie es Dir damit geht. Und vielleicht einen oder mehrere Tage Pause machen, wenn sich Dein Körper zu kalt anfühlt und Du das Gefühl hast, gar nicht wieder warm zu werden.

Was ich jedoch gelernt habe:

Du kannst auch mit dem Geist steuern und beeinflussen, wie eine kalte Dusche auf Dein System wirkt. Sieh es als Geistestraining: Du hast einen starken Verstand. Dein Widerstand ist auch ein Widerstand dagegen, aus Deiner Komfortzone zu kommen. Gewohnheiten sind veränderbar. Wer Du bist, ist veränderbar. 

Der schnellste Weg, den Geist zu stärken, ist der Atem, heißt es im Yoga. Schlechte Gewohnheiten, wie auch alte Denk-, Gefühls-und Verhaltensmuster hängen letztlich damit zusammen, wie Du atmest und wie präsent Du im Körper bist. Beides kannst Du mit kalten Duschen ändern, sodass Selbstmitleid, Dich-Klein-Fühlen, und Angst buchstäblich abgewaschen werden. Ich wache morgens oft in einem Gefühls- und Gedanken-Nebel auf, der sich mit der kalten Dusche lichtet. Ich bin ein anderer Mensch, wenn ich morgens singend und rot-gerubbelt aus dem  Bad komme – frag meinen Mann :-)

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich nichts kenne, was mich mehr dabei unterstützt schwere Aufgaben und Schritte anzugehen, als kalte Duschen. Sie bringen mich einfach ins Tun. Träge sein und Unangenehmes vor mir her zu schieben, kann ich mir 2021 nicht mehr erlauben. Wenn wir aus 2020 eines gelernt haben, dann, dass träge sein gefährlich ist und nicht zu guten Resultaten führt.

 

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